Into the Wild
Wenn man wenig später im Spiel dem
roten Leuenkönig begegnet, einem Geist, der in einem kleinen
Segelboot haust, öffnet sich eine ganze Welt. Man bugsiert Link an
das Boot heran, drückt den A-Button, um an Bord zu gehen, und hat
fortan volle Kontrolle über das Boot und dessen Weg. Nach Norden,
nach Süden, nach Westen, nach Osten, die Wahl bleibt einem selbst
überlassen. Zwar gibt es Orte, die die Geschichte voran treiben und
es bietet sich gerade zu Beginn an, dem roten Faden zu folgen, um
neue, bitter notwendige Fähigkeiten zu erlangen; bald aber düst man
mehr oder minder geschwind über den riesigen, blauen Ozean und hat
nur noch Augen dafür, was man gerade so entdecken kann. Manch einer
bemängelte die weite Leere, die mit dieser Wasserwelt einherkommt,
aber nur dieser Weite ist es zu verdanken, dass sich das Reisen von A
nach B auch wirklich wie eine Reise anfühlt. Nicht hat man das
Gefühl, einer bestimmten Levelstruktur zu folgen, in der künstliches
Puzzle auf künstliches Puzzle folgt, um den Weg zu erschweren.
Stattdessen ist man der Held, der sich auf einen, wortwörtlich,
langen Weg macht, um seine Schwester, später darüberhinaus
wesentlich mehr, zu retten. Dabei gibt es in The Wind Waker HD keinen
Mangel an Rätseln, nur sind die zumeist in den Dungeons anzutreffen,
dann aber genauso vertrackt wie in sonstigen Zelda-Titeln. Und dass
eigentlich jede noch so kleine Insel ein Rätsel oder Geheimnis
beherbergt, darf nicht zu erwähnen vergessen werden. Was auch im
HD-Remake nicht besser gemacht wurde, ist allerdings das Fehlen von
tatsächlich interessanten Belohnungen. Ein bis zwei optionale
„coole“ Items kann man erlangen, ansonsten geht es meist um
Herzteile oder Rubine. Wenn man sich da nicht nach der Devise „der
Weg ist das Ziel“ begeistert kann, könnte die komplette Erkundung
und Entmystifizierung der Wasserwelt ins ... Wasser fallen.

Doch es gibt wenig Schöneres, als an
Land einer neuen, unbekannten Insel zu gehen. Vielmals wurde dem
originalen The Wind Waker attestiert, es sei zeitlos hübsch. Das
kann spätestens jetzt nur mehr ein Blinder behaupten. Ganz im
Gegenteil hauchen sowohl Full HD-Auflösung als auch
16:9-Breitbildformat dem Abenteuer soviel frisches Leben ein, dass
sich eine gänzlich andere, intensivere Atmosphäre auftut. Das
„Mehr“ an Bild verleiht dem Erleben dieser Spielwelt eine
besondere Frische und Nahbarkeit. Dazu gesellen sich echte optische
Aufbesserungen, etwa die neu angewandte Beleuchtung, deren tagsüber
kräftiger Bloom-Effekt jeden Sonnenauf- und untergang zum
malerischen Spektakel werden lässt. Atemberaubend ist der vollkommen
neue Himmel. Dynamisch, variantenreich und ständig in Bewegung
möchte man mitunter gar nicht mehr aufhören, diesen Himmel zu
beobachten. Große, ballige Wattewolken vermischen sich mit dünnen,
langgezogenen Wolkenstreifen. Und alles treibt weiter, gemäß der
aktuellen Windrichtung. Dank Dirigentenstab kann man diese selbst
bestimmen. Muss man auch, um mit seinem Segelboot die See befahren zu
können. Empfindlichen The Wind Waker-Kennern sei jedoch die Angst sodann
genommen: In Form eines neuen Items wird das Musikspiel zur Änderung
der Windrichtung unnötig gemacht. Das neue rote Segel lässt Link
doppelt so schnell fahren und das in jede Richtung, ungeachtet des
Windes. Ein erfreulich mutiger Schritt ist dabei die Entscheidung
Nintendos, dieses wichtige neue Feature nicht jedem Spieler aufs Auge
zu drücken, sondern es beinahe schon klammheimlich ins Spiel zu
integrieren. Als Belohnung einer Art Sidequest kann man es sich dann
aneignen. Kleiner Tipp: Auktionshaus *hüstel*
bei Nacht. Weitere Neuerungen gesellen sich dazu, etwa die
entschärfte Triforce-Suche, die verbesserte Kamerafunktion, die
jetzt mehr als drei Fotos zugleich aufnehmen kann (12 sind es jetzt)
oder die Möglichkeit, Selbstporträts zu machen und im Miiverse
posten zu können. Alles das verkommt aber zur Nebensache, so viel
Spaß macht das alte Abenteuer im neuen hochauflösenden Gewand. Dass
die Steuerung Links flüssiger von der Hand geht als damals, trägt
seinen Teil bei; nicht länger läuft die Figur einen recht
limitierten Kreis, sondern kann jetzt wesentlich flüssiger und
direkter gesteuert werden, wodurch früher einigermaßen hakelige
Stellen (etwa das Schwingen von Seil zu Seil) drastisch vereinfacht
und von Frusterlebnissen befreit werden.